Startseite ReiseberichteSchottland 2012 Schottlandreise 2012 – Tag 1 + 2

Schottlandreise 2012 – Tag 1 + 2

von Henning

Zehn Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal schottischen Boden betreten habe. Zusammen mit zwei Freunden haben wir Schottland auf eigene Faust erkundet mit dem Mietwagen.

08.09.2012

Wir, das sind ich und zwei sehr gute, langjährige Freunde (Henrik und Ronald), sind gestern schon mit dem Flugzeug angereist. Ein Freund aus dem Saarland, der andere Freund und ich aus Flensburg. Getroffen haben wir uns in Glasgow. Die erste Herausforderung des Urlaubs: Eine Unterkunft finden.

Naiv (oder faul) wie wir sind haben wir nämlich im Voraus nur den Flug gebucht. Unterkommen wollten wir jeweils in B&Bs (Bed and Breakfast). Nur haben wir nicht gewusst, dass in Glasgow an diesem Wochenende ein Viertelfinale des Scottish Challenge Cup stattfindet. Partick Thistle (Glasgow) gegen Raith Rovers (Kirkaldy). Vielleicht gab es auch noch anderen Veranstaltungen von denen wir nichts wussten. Jedenfalls war die Stadt voll mit Menschen und alle Hotels und Hostels die wir so zu Fuß abklappern sind bereits voll. Ich sehe uns schon unter einer Brücke übernachten oder in der nächsten Feuerwache um Unterkunft betteln, aber irgendwie bekommen wir in einem Hotel von der Angstellten den Tipp es im “Charing Cross Hotel” zu versuchen. Man gibt uns die Telefonnummer und in der Tat ist noch ein Zimmer frei. Nach knapp 20 Minuten Fußmarsch kommen wir dann abends, schon im Dunkeln, am Hotel an.

Charing Cross Hotel

Das Hotel liegt direkt am “Charing Cross“, einem großen Straßenknotenpunkt im Norden Glasgows. Dementsprechend ist auch der Geräuschpegel. Das stört uns aber nicht. Wir sind einfach froh eine, bezahlbare, Unterkunft mit Frühstück gefunden zu haben. Es gibt drei Einzelbetten, ein Bad und Frühstück inklusive. Perfekt!

Zufälligerweise liegt das Hotel nur eine Straße parallel zur Sauchiehall Street. Und die stellt sich als eine der Haupteinkaufsstraßen Glasgows heraus, so dass wir gleich im Nachtleben sind als wir das Hotel verlassen um noch etwas zu Essen und auf den Urlaubsbeginn anzustoßen.

Als erstes stolpern wir in einen Pub, lustigerweise ein Irish Pub, und frönen dort dem dunklen und süffigen Getränk. In Pub ist gut was los und einige Besucher sind schon sehr motiviert mehr als nur Bier zu trinken. Man möchte auch gegenseitig die Fäuste testen. Wir verlassen aber rechtzeitig den Pub bevor es Ärger gibt. Bevor wir zu Bett gehen wird noch Fish&Chips gegessen.

Hotelzimmer

09.09.2012

Frühstück

Heute geht es richtig los. Nach dem schottischen Frühstück (Für manche von uns sehr schottisch! Siehe Bild) machen wir uns mit Koffern und Rucksäcken auf dem Weg zum Autoverleiher um unseren Mietwagen zu holen. Wieder knapp 1,7 km Wegstrecke bis fast an den Clyde. Dort angekommen suche ich dann meine Kreditkarte und die Unterlagen heraus. Nur leider taucht mein Portmonee nicht auf! Blanke Panik, hängt davon doch der weitere Urlaub ab..

Also muss ich nochmal die 1,7 km schnell zurückgehen und im Hotel fragen ob die etwas gefunden hätten. Zum Glück teilt der Herr vom Empfang mir mit, dass das Zimmer noch nicht aufgeräumt worden sei und lässt mich rein. Und da liegt dann mein Portmonee neben dem Bett. Puh! Glück gehabt.

Abfahrt!

Unser Mietwagen

Wir können also unseren super-schicken Mietwagen übernehmen und fahren los Richtung Nordwesten. Ich darf als erstes fahren und taste mich langsam auf der linken Straßenseite vor. Anfangs ist die Fahrt für mich und meine Mitfahrer eine beängstigende Sache. Immer heißt es “Fahr nicht soweit links!” und das Abbiegen ist am Anfang auch sehr herausfordernd. Aber irgendwie geht es und wir schaffen es unfallfrei zu einem ASDA Superstore im Industriegebiet. Dort stöbern wir durch den Laden und kaufen sinnvolles (Wasser) und eher nicht so notwendiges (fremdartige Naschereien und Bier). Ich finde es immer sehr spannend Supermärkte in anderen Ländern zu durchstöbern und die unterschiedlichen Konzepte, Lebens- und Genussmittel zu vergleichen.

Loch Lommond

Strand von Luss

“Voll gepackt mit guten Sachen” setzen wir unsere Fahrt dann in Richtung Loch Lommond fort und folgen dafür einfach der Hauptstraße A82 an Alexandria vorbei bis nach Luss. Luss ist ein kleiner, pittoresker Ort am Westufer des Loch Lommond. Der Ort ist mit der erste Anlaufort für Touristen, bietet er doch einen Parkplatz direkt am See, einen Imbiss, eine Tankstelle und ein paar niedliche schottische Häuschen. 2012 war der alte Parkplatz direkt im Ort noch ausreichend. 2021 hat man jetzt einen neuen, größeren Parkplatz am Südende des Ortes gebaut um den alten zu ersetzen.

Single Track Road mit Passing Place

Wir folgen der A82 weiter Richtung Norden und biegen dann spontan in Inverbeg links ab und folgen der Single-Track-Road auf gut Glück. Single-Track-Roads nennt man die kleinen, einspurigen Straßen, die alle paar hundert Meter einen Ausweichplatz haben (Passing Place = Passierplatz). Wenn sich zwei Autos entgegenkommen fährt derjenige, der dem Platz am nächsten ist rechts oder links ran und wartet bis der andere vorbei ist. Man grüßt sich auch locker mit der Hand.

Das Prinzip ist etwas gewöhnungsbedürftig aber funktioniert wunderbar! Und so groß ist der Verkehr auf den kleinen Straßen meist eh nicht.

Wir folgen also der Straße durch die Hügel, durch Farne, Wald und feuchte Wiesen. Unterwegs kommen wir an mysteriösen Bunkern hinter Stacheldraht vorbei. Heute weiß ich, dass waren die Bunker der Faslane Marinebasis, wo die britischen Atom-U-Boote liegen. Wir fahren die Straße herunter bis an das Loch Long und über Arrochar zurück auf die A82.

Die Straße hat links meistens den Wald am Hang, rechts haben wir nach Luss fast immer freie Sicht auf den See. Fantastisch! Der Loch Lommond (Loch bedeutet See oder schmaler Meeresarm) ist übrigens der größte See Schottlands mit seinen 71 km² Fläche, dahinter kommt erst das noch berühmtere Loch Ness.

Falls of Falloch

Falloch Falls

Nach etwa 30 Kilometern verlässt uns der See und wir folgen seinem Zufluss, dem River Falloch. Nach drei weiteren Kilometern sehen wir ein Schild “Wasserfall” und wir halten an um ihn zu sehen. Wir stehen kurze Zeit später an den “Falls of Falloch” und genießen es einfach dort die wilde Kraft des Wasser zu hören und zu spüren. Der Wasserfall wird vom Regen gut gespeist und fällt rauschend die etwa fünf Meter herunter. Nach etlichen Fotos setzen wir die Fahrt dann fort. Bei Crianlarich folgen wir der A82 um dann bei Tyndrum auf die A85 abzubiegen.

Dalmally und “Mable”

Wir kommen durch Dalmally durch, besser gesagt: wir fahren dran vorbei, und sehen dort ein Schild “B&B”, weshalb wir dann doch durch den Ort fahren. Vorher aber halten wir an um die Burg zu betrachten, die dort im See liegt: Kilchurn Castle.

Henrik, Ronald und ich

Wir stehen am sehr matschigen Seeufer und schauen herüber zur faszinierenden Ruine. Aber erstmal stehe die Suche der Unterkunft auf unserer Liste ganz oben.

Dalmally liegt parallel zur Hauptstraße und wesentlich höher, so dass man dort eine gute Sicht über das Tal hat. Die ältere Dame des B&B hat auch ein Zimmer für uns frei und wir ziehen gleich ein. Sie wirkt auf uns wie die kleinere, und etwas jüngere, Schwester von Miss Marple. Da es gerade Tea Time ist werden wir zu auch stilecht zu Tee und Keksen auf das geblümte Sofa eingeladen. Es ist ist uns etwas unangenehm mit einer wildfremden “Oma” in ihrem “Oma-Wohnzimmer” auf dem Sofa zu sitzen, wir sind alle nicht die Meister in Smalltalk und unser Englisch ist auch nicht “the yellow from the egg”, aber irgendwie tauschen wir uns ein bisschen aus und schlürfen schwarzen Tee.

Unser Bed & Breakfast

Die Dame ist erinnert uns zwar an Miss Marple und ihren Spürsinn, aber Ronald erinnert ihr Name an das Lied “Fräulein Mable” von Heinz Erhardt und so nennen wir sie unter uns nur “Mable”. Was natürlich in keiner Weise passt: Die Dame ist weder ein Fräulein mit ihren geschätzten 70 Lebensjahren, noch heißt sie Mable und Miss Marple wäre sicher auch nicht begeistert über unsere grammatikalische Ignoranz. Wir haben trotzdem Spaß.

Kilchurn Castle

Da es erst kurz nach der Tea Time ist, wir aber schon das Abendbrot im Blick haben, fragen wir Mable wo das nächste Restaurant ist. Die Antwort begeistert uns nicht: Das nächste befindet sich rund 26 km (20 Minuten Fahrtzeit) über den Hügel in Inveraray. Aber es nützt ja nichts, es muss etwas gegessen werden!

Der Weg zu Kilchurn Castle

Vorher wollen wir aber noch die Burg ausführlicher erkunden. Unsere erste schottische Burg können wir ja nicht warten lassen! Zwar hat es sich inzwischen eingeregnet, aber das stört uns Burgentdecker nicht. Vom Parkplatz geht es über den, durch den Regen halb überschwemmten Weg, auf die Halbinsel im Loch Awe, auf der Kilchurn Castle liegt. So halb in den tiefhängenden Wolken versunken bietet die Silhouette der Ruine einen fantastischen Anblick! Man hört förmlich schon die Geister der Generationen verstorbener Bewohner heulen oder die Schwerter bei dem Versuch einer Eroberung klirren.

So spektakulär war die Geschichte von Kilchurn Castle aber nicht. Es wurde ca. 1450 erbaut, nur einmal belagert und dabei nichteinmal eingenommen. Zerstört wurde es 1760 durch einen Brand nach Blitzschlag und verfiel danach zur heutigen Ruine. Unbestreitbar aber eine DER klassischen schottischen Ruinen, deren Bild man heute unzählbar auf Kalendern und Fotos finden kann und sicher eine Pflicht-Sehenswürdigkeit für jeden Schottlandbesucher!

Inveraray

Nachdem wir uns in der Burg ausreichend umgesehen haben und ausreichend durchgeregnet sind, machen wir uns auf den Weg nach Inveraray. Es geht über den Hügel hinter Dalmally bis an den kleinen Ort am Loch Fyne. Hier gibt es einige Restaurants wo wir unser Glück versuchen. Leider sind alle Restaurants voll, nur eines hat noch ein paar Plätze für uns drei frei. Was wir gegessen haben, daran kann ich mich inzwischen gar nicht mehr erinnern. Aber ich kann mich an die Rückfahrt erinnern! Nach dem Essen hat nämlich starker Regen eingesetzt und unsere nächtliche Fahrt durch den Wald bei Scheibenwischern auf höchster Stufe ist für mich als Fahrer sehr anstrengend. Ich bin froh als wir wieder am B&B ankommen und unsere Sachen zum trocknen aufhängen können. Zufrieden gehen wir zu Bett.

Unsere gesamte Reiseroute auf Google Maps

Quellen und Links

In der Reihenfolge der Erwähnung im Text

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