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Dieser Bericht handelt vom 2. Oktober 2024
Endlich ist es soweit! Unser lange geplanter Urlaub auf der Whiskyinsel Islay fängt an.
Vor mehr als einem Jahr haben wir die Idee gehabt doch einmal gemeinsam zu verreisen. Wir, das sind Ronald, Daniel, Torben und ich, Henning. Wir vier haben einen privaten Whiskyclub gegründet.
Monatlich sparen wir pro Person 10 € in die Clubkasse. Davon kaufen wir regelmäßig verschiedene Whiskys, die wir dann natürlich auch probieren. Bevorzugt trinken wir schottische Whiskys, gerne auch sehr rauchige. Und was liegt da näher, als auch mal auf die schottische Whiskyinsel Islay zu fahren, auf der einige der bekanntesten und rauchigsten Whiskydestillerien zuhause sind.
Nachdem alles geplant und gebucht ist, ist endlich der große Tag gekommen!
Ab nach Billund!
Ronald, Daniel und ich treffen uns am Vorabend bei Ronald zuhause, denn um 3 Uhr müssen wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. So können wir noch ein paar Stunden Schlaf bekommen.
Um möglichst viel von der Reise zu haben habe ich, in meiner Funktion als inoffizieller Reiseleiter, den Flug möglichst früh gebucht. Kurz vor drei Uhr stößt dann auch Torben zu uns und wir machen uns auf den Weg zum Flughafen Billund.
Da wir an der dänischen Grenze wohnen ist der Weg nach Billund genauso weit wie nach Hamburg. Im Gegensatz zu Hamburg ist Billund aber ein kleiner und gemütlicher Flughafen. Viele Parkplätze, nur ein Terminal und alles, typisch dänisch, total entspannt. Alleine die Anfahrt auf der leeren Autobahn und über dänische Landstraßen ist sehre angenehm.
Nach dem Parken des Autos, der Fahrt mit dem kleinen Bus zum Terminal und dem Einchecken des Gepäcks sind wir schnell im Sicherheitsbereich und haben während der Wartezeit noch etwas Zeit für ein kleines Frühstück.
Abflug!
Um kurz vor sechs startet unser Flug nach Amsterdam. Nach kurzem Flug steigen wir in Amsterdam um in das Flugzeug nach Glasgow. Das Wetter zuhause war noch gut. In Amsterdam ist der Himmel grau und es regnet. Aber ein bisschen Regen kann einem erfahrenen Schottlandurlauber ja nicht die Stimmung vermiesen. 😉

Nach kurzer Zeit durchstößt das Flugzeug aber die Wolkendecke und es begrüßt uns ein blauer Himmel. Unter uns befinden sich jetzt dichte, weiße, fluffige Wolken. Von England oder der Nordsee unter uns ist nichts zu sehen.

Irgendwann beginnt die Wolkendecke unter uns aber aufzureißen, da sind wir gerade über Hawick in den Scottish Borders. Nach und nach werden die Wolken immer weniger, bis wir schließlich freie Sicht auf die hügelige, grüne Landschaft haben.
Kurz vor Glasgow schwenkt das Flugzeug nach links in Richtung Isle of Arran, um dann mit einer Rechtskurve aus Südwesten in Richtung Glasgow Paisley in den Landeanflug zu gehen.
Übrigens: Es gibt zwei Flughäfen mit dem Namen Glasgow!
- Glasgow Paisley – 10 km Luftlinie von Glasgow entfernt
- Glasgow Prestwick – 45 km Luftlinie von Glasgow entfernt
Also Vorsicht bei der Buchung. Sonst muss man noch einen Transfer organisieren. 🙃
Flughafen Glasgow und Mietwagen
Nachdem wir gelandet sind begrüßt uns der Flughafen mit dem Charme der 80er Jahre. Und er riecht auch ein bisschen nach den 80ern. Modern sieht anders aus.
Auf dem Weg zur Einreisekontrolle gehen wir alle erstmal auf Toilette und stoßen auf etwas sehr schottisches: Einen Getränkeautomaten mit IRN BRU! 😃
Zu diesem Getränk kommen wir aber später noch.
Nachdem wir problemlos durch die Kontrolle sind, verlassen wir den Flughafen und halten uns links. Dort befindet sich das Mietwagenzentrum. Um den Urlaub möglichst günstig zu gestalten, habe ich versucht ein möglichst großes Auto zum kleinen Preis zu bekommen. Unterer Mittelklasse muss reichen, auch wenn es für 4 Personen mit jeweils Koffer/Tasche und Rucksack auf Hin- und Rückfahrt eng werden könnte. Aber damit könnten wir ja leben.
Ich gehe zum Schalter, regle alles und bekomme dann einen Skoda-Schlüssel ausgehändigt. Anfangs befürchte ich noch einen Skoda Fabia, aber dann sagt mir der Herr hinter dem Tresen den Fahrzeugtyp: Kodiaq. Ich bin nicht sicher, wie groß das Modell ist. Aber auf jeden Fall kein Fabia! Was für eine Erleichterung. Ich nehme mir vor, die anderen etwas zu ärgern und sage: Wir haben wohl nur einen Polo bekommen. Lange Gesichter bei meinen Mitreisenden.
Mit ernstem Gesicht suchen wir die Platznummer des Fahrzeugs und dann merken wir alle: Das ist ein richtig großes Fahrzeug! Ein 7-Sitzer, wenn man die Notsitze im Kofferraum ausklappt. Auf jeden Fall mehr als ausreichend für uns.

Wir laden unser Gepäck ein und nehmen Platz. Erstmal stelle ich mir das Fahrzeug ein: Sitz, Lenkrad, Spiegel, Apple CarPlay. Nach vorne ist das Auto ganz schön groß. Ich kann kaum ahnen wo es aufhört. Das wird, kombiniert mit dem Linksverkehr, interessant. Aber was solls. Los geht’s.
Das Ziel lautet erstmal: Der ASDA Superstore in Dumbarton. Dumbarton ist ein kleiner Ort auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Clydes. Dort wollen wir nachher auch die örtliche Burg besuchen: Dumbarton Castle.
Doch erstmal müssen wir nach Dumbarton kommen. Dafür fahren wir auf die Autobahn und überqueren die Erskine Bridge über den Clyde. Die Fahrt läuft besser als erwartet, trotz des ungewohnten Fahrzeuges und Linksverkehr fühle ich mich sicher.
Erstmal einkaufen
Nach nur 20 Minuten erreichen wir den ASDA Superstore. ASDA ist eine große Supermarktkette in Großbritannien und immer gut an den großen, grünen Buchstaben zu erkennen.
Wir holen einen Einkaufswagen und starten unseren Einkauf. Unser Plan ist, dass wir unser Frühstück für die nächsten Tage selber machen, außerdem sind natürlich Snacks und lokale Biere wichtig.
Wir schlendern also durch den Markt, suchen uns unsere Dinge zusammen und begutachten das fremde Sortiment. Schnell füllt sich der Wagen mit Toast, Bohnen, Haggis, Würstchen, Kaffee, Schokolade, IRN BRU, Scotch Eggs, Aufschnitt, Chips, Bier und vielen weiteren Kleinigkeiten. Nur Whisky kaufen wir nicht. Dafür sind die Preise, im Vergleich zu denen in Deutschland, hier einfach zu hoch.

Für den gefüllten Wagen bezahlen wir 130 €. Durch die Anzahl der Personen auf die nächsten Tage gerechnet ist das voll in Ordnung.
Nachdem wir alles im Kofferraum verstaut haben, testen wir erstmal die Scotch Eggs. Wir stoßen praktisch mit den Eiern an. 😆

Dumbarton Castle
Frisch gestärkt fahren wir knapp einen Kilometer weiter zu Dumbarton Castle. Die Burganlage steht auf einem großen Doppelfelsen vulkanischen Ursprungs direkt am Fluss Clyde. Die Geschichte von Festungsbauten auf dem Dumbarton Rock kann über 1.500 Jahre zurückverfolgt werden.
Die Anlage liegt strategisch so gut, dass die die Durchfahrt des Clyde und die ganze Umgebung sehr gut kontrollieren konnte. Mehrmals wurde die Burg deshalb angegriffen und belagert. Sogar die Wikinger waren mehrfach dort.
Durch die große Eingangstür betreten wir über eine Treppe die unterste Ebene der Anlage und schauen uns erstmal um. Die Aussicht ist schon hier unten sehr gut und wir freuen uns auf den Aufstieg zu den Gebäuden ganz oben auf dem Hügel.

Ich gehe in das Hauptgebäude hinein um uns Eintrittskarten (9 €) zu kaufen und erfahre dort leider, dass die oberen Teile der Burg leider wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen sind…
Wir können also nur die untere Ebene und die Burgmauer betreten. Dafür müssen wir auch keinen Eintritt bezahlen. Naja immerhin. Und das Wetter ist ja immer noch Spitze. Aber etwas enttäuscht sind wir schon. Wir erkunden also in Ruhe was wir können.


Und trotz der Einschränkung können wir Dumbarton Castle uneingeschränkt empfehlen. Es wundert mich, dass es jährlich nur relativ wenig Besucher:innen hat. 2023 besuchten nur 23.000 Menschen Dumbarton Castle. Das sind nur 63 am Tag. Man ist also eher unter sich.

Pause in Luss
Knapp eine Stunde haben wir jetzt die Sonne, die Aussicht und die Atmosphäre von Dumbarton Castle aufgesaugt. Und so schön es ist: Wir haben ja noch einiges an Weg vor uns. Zum Glück haben wir aber auch noch genug Zeit, denn es ist erst 12 Uhr.
Als nächsten Halt habe ich den Ort Luss am Loch Lomond eingeplant. Dahin brauche ich nichtmal ein Navi programmieren, denn es reicht auf die A82 in Richtung Norden zu fahren und man kommt automatisch an Luss vorbei.
Nachdem wir Dumbarton hinter uns gelassen haben begrüßt uns bald ein Schild im Loch Lomond & The Trossachs Nationalpark. Zu unserer Rechten liegt, meist hinter Bäumen versteckt, der Loch Lomond. Er gab dem gleichnamigen Nationalpark seinen halben Namen, ist der größte See Schottlands und Großbritanniens sowie der drittgrößte See des Vereinigten Königreichs. Die andere Hälfte kommt von einer Gegend rund um den Berg Ben Lomond, den Trossachs.
Schon nach 20 Minuten erreichen wir den Parkplatz in Luss. Der ist deutliche größer und moderner als noch 2017. Bisher habe ich ich es bei drei von meinen Schottlandreisen geschafft einmal kurz in Luss anzuhalten. Aber ich habe immer den direkten Weg vom Parkplatz zum Wasser genommen, statt den durch den eigentlichen Ort.
Die letzten Male war es hier auch noch nicht so modern. Aber da der Ort in der Saison immer mehr Autos und Busse aufnehmen musste, hat man alles erweitern müssen.
Wir gehen zum kleinen Dorfladen/Café, stöbern kurz durch die Ware und kaufen uns einen Kaffee bzw. Kuchen. Im Laden wird auch Feuerholz verkauft, wir kaufen aber keines. Ein Fehler den wir die nächsten Tage mehrfach machen werden..
Im Ort herrscht gerade Stromausfall und der Laden wir über einen Anhänger mit Generator mit Storm versorgt. Glück für uns und unseren Kaffee.

Mit dem Kaffee in der Hand folgen wir den Wegweisern und schlendern gemütlich durch den pittoresken, kleinen Ort. Luss hat knapp 500 Einwohner:innen und liegt am Ufer des Loch Lomond. Viel mehr hat der Ort eigentlich nicht zu bieten. Dachte ich bisher.
Mir ist jedes Mal der eigentlich Charme des Örtchens entgangen. Denn im Prinzip handelt es ich um eine Art „Museumsdorf“. Früher war es ein Wohnort für die Arbeiter der Schiefer-Steinbrüche1. Heute sind die kleinen, steinernen, schiefergedeckten, mit Rosen und Ranken bewachsenen Häuschen hübsch anzusehen. Bekannt wurde Luss im UK durch die Soap „High Road“.
Heute gibt ein großes Hotel und eine Seebrücke, von der mehr Boote zu Rundfahren starten und von der aus man natürlich auch eine gute Aussicht auf den Loch Lomond und die gesamte Umgebung hat.

Es weht eine recht steife Brise und man muss auch die Jacke ganz zumachen, aber wir genießen einfach den Moment am Wasser. Gerade kommt ein Boot an, genauer gesagt ein Speed Boat, welches Fahrten über den See macht. Das ist bei den Temperaturen sicher nicht für jeden was.
Rest And Be Thankful
Nach einer halben Stunde müssen wir langsam mal wieder weiter. Immerhin liegen noch knapp 120 km Fahrtstrecke bis zur Fähre in Kennacraig vor uns. Allerdings haben wir auch noch 5 Stunden Zeit bis zur geplanten Abfahrt. Mehr als genug Zeit also um entspannt zu bleiben.
Wir folgen der A82 weiter am Ufer des Loch Lomond bis sich die Straße bei Tarbet dann gabelt und wir uns links auf die A83 halten. Es geht durch ein grünes Tal, durch das wir nach wenigen Minuten schon den nächsten Ort erreichen: Arrochar am Loch Long.
Bei Arrochar umrundet die A83 die Nordspitze des Loch Long und verlässt nach 2 km das Seeufer, um nach rechts in ein weiteres Tal einzutauchen.
Anfangs verläuft die Straße noch relativ unspektakulär am Grund des Tals. Aber nach kurzer Zeit steigt sie stetig an, gewinnt an Höhe und hält sich an der rechten Flanke. Irgendwann wird dann der Blick frei auf das gesamte Tal: Etwa 100 Höhenmeter unter uns verläuft die Old Military Road, links sind Flecken von Wald zu sehen, rechts von uns steigen die Berge, steil aber grün, an.
Wirklich eine Aussicht, die man mal gesehen haben muss. Die A83 ist in diesem Abschnitt sicherlich eine von Schottlands Straßen mit der besten Aussicht!

Wir halten kurz auf einem Schotterparkplatz und genießen die Aussicht. Nach ein paar hundert Metern heißt es erst einmal warten. Nach dem letzten Erdrutsch im September 2024 laufen hier immer noch Arbeiten zur Sicherung des Hanges. Die letzten Abgänge sind sogar auf Google Maps zu sehen. Netze aus dicken Eisenringen sollen loses Geröll und Steine von der Straße halten. Deshalb ist die Straße nur einspurig im Kolonnenverkehr befahrbar. Ein Lotsenfahrzeug übernimmt jeweils auf einer Seite die Führung der wartenden Fahrzeuge. Wir freuen uns über die langsame Fahrt durch so eine schöne Gegend.
Schnell sind wir wieder im Tal und am nächsten Loch angekommen: Loch Fyne. Wieder umrundet die A83 die Nordspitze des Lochs und führt dann nach Südwesten, immer das Loch an unsere linken Seite. Mal offen zu sehen, mal hinter Bäumen und Sträuchern verdeckt.
Pause in Inveraray

Nach 20 Minuten erreichen wir Inveraray. Von der einspurigen historischen Brücke über den Fluss Aray können wir einen kurzen Blick auf Inveraray Castle werfen. Die Brücke ist wegen der Einspurigkeit übrigens mit einer Ampel ausgestattet.
Wir parken direkt am Hafen und schlendern ein wenig die Hauptstraße entlang. Auf beiden Seiten der Straße reihen sich mehrere Cafés, Whisky- und Souvenirläden, ein Chips & Fish Imbiss, ein Hotel, Restaurants und Bekleidungsgeschäfte aneinander.

Inveraray ist eine Planstadt. 1743 wurde Inveraray nach den Plänen von Archibald Campbell, dem 3. Duke of Argyll, abgerissen neu errichtet. Nicht weit vom alten Inveraray, welches dann abgerissen wurde.
Am Ende führt die Straße direkt auf die Kirche von Inveraray zu, die aber mit beiden Fahrspuren umfahren wird. Eine Spur führt links, die andere rechts daran vorbei. Ungewöhnlich.

Links von der Kirche befindet sich das Inveraray Jail. Das ehemalige Gerichtsgebäude und Gefängnis der Stadt. Heute ist es Museum und Escape Room in einem.
Aber uns ist nicht nach einer Besichtigung, einer Führung oder gar einer simulierten Flucht zumute. Wir haben Hunger. Da liegt natürlich ein Snack im Chippie (Fish & Chips) nahe. Vorher gehen wir noch in einen Whisky Shop. Dort gibt es viele interessante Sorten. Es ist uns aber alles zu teuer.
Also doch lieber zum Chippie Fyne Fisch and Chip Shop. Der Laden ist aber bisher eine Ausnahme in Schottland: Hier ist nur Bargeldzahlung möglich.. Und wir haben ja kein Geld abgehoben und ich habe nur etwa 30 Pfund vom letzten Urlaub dabei.
Wir beschließen einfach zwei Portionen vom Smoked Haddock zu kaufen und durch drei zu teilen. Falls es sehr gut schmeckt können wir ja immer noch Geld abheben. Den Smoked Haddock (geräucherter Schellfisch/Dorsch) hatte ich 2015 bereits einmal in St. Andrews gegessen und war damals sehr angetan!
Der Chippie riecht sehr nach Fett. Und nicht nach sehr frischem Fett. Aber vielleicht täuscht das auch die ungeübte Nase. Schnell ist alles fertig und wir machen uns über die dicken Pommes und den Fisch her. Der Verkäufer macht viel zu schnell etwas Essigsoße über alles. Eigentlich mag ich das ja überhaupt nicht… Aber heute schmeckt es erstaunlich gut. Der Fisch ist heiß, fettig und schmeckt angenehm nach Rauch. Es schmeckt uns allen einfach sehr gut!
Tarbert

Tarbert liegt in einer geschützten Bucht und beschreibt sich selbst als
..idyllisches schottisches Dorf, das auch als Tor zur wunderschönen Halbinsel Kintyre im Südwesten von Argyll, Schottland, bekannt ist.“
Und ich kann diese Beschreibung bestätigen. Tarbert hat viel mehr Charme als Inveraray. Hier liegen viele Fischer- und Freizeitboote vor Anker. Die alten Häuschen reihen sich um den Hafen und es ist einfach schön anzusehen. Sogar ein paar Palmen gibt es hier. Dem Golfstrom sei Dank.

Wir parken direkt am Hafen auf einem alten Frachter und vertreten uns kurz die Beine. Und dann trinken wir zusammen eine kleine Flasche Irn Bru!
Irn Bru, das schottische Nationalgetränk, nach dem Whisky natürlich.
Was das genau ist, weiß keiner. Es ist knallorange, süß, schmeckt irgendwie undefinierbar, aber gut. Und es hat viel Koffein und soll gut wach halten oder nach einem Kater helfen.
Ronald und ich haben es schon probiert. Daniel und Thorben kennen es noch nicht. Sie finden es aber trinkbar. Daniel erinnert es an das polnische Getränk Oranzada. Nachdem wir ausgetrunken haben, machen wir uns auf den Weg zum Fährhafen Kennacraig.
Eine unangenehme Begegnung
Es ist nur zehn Autominuten von Tarbert entfernt. Wir zeigen dem Mitarbeiter unsere Reservierung und werden in die Warteschlange geschickt. Wir haben noch eine Stunde Zeit und können uns die Beine vertreten und aufs Wasser schauen.
Als wir so draußen stehen, spricht mich irgendwann ein älterer Herr an. Das Gespräch beginnt mit Smalltalk. Wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir wollen. Aber er ist schwer zu verstehen. Das liegt zum einen an seinem schottischen Akzent, zum anderen an seinen schlechten Zähnen (Klischee erfüllt) und daran, dass er den Mund kaum aufbekommt.
Der Herr und seine Frau kommen eigentlich aus Aberdeen, haben aber ein Wochenendhaus auf Islay, wo sie auch viel Zeit verbringen. Nach einigem Geplänkel über die Insel an sich, die Fährsituation und die Wohnungs- und Versorgungsprobleme nimmt das Gespräch eine sehr unangenehme Wendung.
Er merkt an, dass „wir“ ja inzwischen immer weniger würden weil „die“ immer mehr werden. Ich schaue ihn irritiert an und frage nach was er meint. Er führt aus, dass ja zu viele Ausländer und besonders Schwarze ins Land kommen würden um zu studieren und dann einfach bleiben würden.
Ich bin sehr froh, dass wir das Gespräch beenden müssen weil die ersten Autos auf die Fähre fahren, die inzwischen eingetroffen ist, und ich ins Auto beordert werde. Rassistisches A********!!
Fähre nach Port Ellen

Wir reihen uns ein und werden, wie ich es mir erhofft hatte, auf das schwebende Zwischendeck, das Mezzanine Deck, geleitet. Über eine steile Rampe geht es auf eine zweite Parkebene, die an Seilen im Laderaum aufgehängt ist. Dicht an dicht stehen die Autos in mehreren Reihen hintereinander. Am Ende muss ich noch ein Stück zurückfahren, um das Gesamtgewicht etwas besser zu verteilen.
Dann ertönt ein lautes Hupen, die Rampe klappt hoch und die ganze Etage wird nach oben gefahren. Kurz vor der Decke ist dann Schluss. Dann fahren unter uns die großen Lastwagen und sperrigen Fahrzeuge auf die Fähre. Nach kurzer Zeit bekommen wir ein Zeichen und dürfen das Fahrzeug verlassen. Sofort machen wir uns auf den Weg nach oben auf das Passagierdeck.
Dort empfängt uns ein extremer Geruch nach Frittierfett und Fisch. Offensichtlich gibt es im Bordrestaurant auch Fish & Chips. Aber wir flüchten schnell an die frische Luft an Deck. Denn der Geruch ist schon sehr penetrant (!!) und wir haben doch vorhin erst frittierten Fisch gegessen…
Bei immer noch strahlendem Sonnenschein erkunden wir das Freideck. Auf der Steuerbordseite kann man sich kaum aufhalten, denn hier werden die heißen Dämpfe der Fritteusen nach draußen geleitet…


Daniel verschwindet kurz und kauft uns am Kiosk vier Bier von Islay. Damit stoßen wir endlich gemeinsam auf den Beginn unseres Urlaubs an. Da die Fahrt zwei Stunden dauern wird, kann auch ich als Fahrer entspannt mittrinken. Slainté!

Irgendwann setzt sich die MV Finlaggan in Bewegung und nimmt Kurs auf Port Ellen. Wir gleiten über spiegelglattes Wasser, links und rechts grünbraune Vegetation aus Bäumen, Büschen, Heidekraut und Gras. Hin und wieder tauchen einzelne Häuser auf. Alle mit fantastischer Aussicht. Wir fantasieren unter dem Einfluss des Bieres so Worte wie Lottogewinn und Ferienhaus. Herrlich!

Herrlich ist es auch, mit der Fähre in den Sonnenuntergang zu fahren! Der Himmel ist ein Traum aus Farben. Und langsam verschwinden die Konturen der Insel Islay und der Nachbarinsel Jura in der schottischen Nacht…
Endlich Ankunft!
Pünktlich um 20 Uhr erreichen wir Port Ellen. Das Entladen der Fähre geht zügig und auch wir sind schnell von Bord. Eigentlich wollen wir noch etwas essen gehen. Aber im Ort sind die wenigen Möglichkeiten schon ausgebucht. Zum Glück haben wir wenigstens etwas eingekauft.
Und so fahren wir erst einmal um die Bucht von Port Ellen und dann auf die Straße zu den Destillerien. Da es inzwischen völlig dunkel ist, sehen wir leider nichts mehr von der Umgebung.
Nach nur zehn Minuten Fahrt sind wir auch schon da. Das Auto muss auf einem schmalen Seitenstreifen geparkt werden, der kaum so breit ist wie das Auto. Ein Außenspiegel ragt fast auf die Straße. Hoffentlich kommen morgen keine Lastwagen. Den Hausschlüssel finden wir im Schlüsseltresor, der mit einem Zahlencode zu öffnen ist.
Nach dem Aufschließen frösteln wir erst einmal: Offensichtlich ist die Heizung defekt oder ausgeschaltet. Drinnen ist es genauso kalt wie draußen. Also müssen wir nachsehen, woran es liegt. Wenn die Heizung defekt ist, haben wir ein Problem: Im Wohnzimmer steht zwar der Ofen, aber im Korb daneben liegt nur ein Holzscheit. Das reicht nicht für ein kleines Feuer. Und mehr Holz haben wir noch nicht gekauft.
Aber nach einer Weile finden wir in einer Nische das Steuergerät für die Ölheizung. Und nach ein bisschen Warten füllen sich die Rohre und Heizkörper mit warmem Wasser. Wir müssen also nicht frieren.
Wir entladen das Auto, beziehen die drei Zimmer und machen uns ein kleines Abendessen. Viel gegessen haben wir nicht: Snacks im Flugzeug, Snack in Dumbarton, Kaffee, Fish & Chips und Bier. Eigentlich viel zu wenig für so einen langen Tag. Schließlich sind wir um 3 Uhr morgens aufgestanden und jetzt ist es 21 Uhr. Schnell schmieren wir uns noch ein paar Sandwiches.
Dabei fällt uns auf, dass die Sauberkeit von Geschirr, Besteck und Küche etwas zu wünschen übrig lässt. Also noch schnell abwaschen und durchwischen. Und dann ab ins Bett!
Morgen um zehn Uhr wartet schon die erste Destillerie auf uns: Ardbeg!
Gute Nacht.. 😴