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Schottland 2024 – Tag 2 – Ardbeg, Dunyvaig Castle und Pizza

von Henning

Dieser Bericht handelt vom 3. Oktober 2024

Der nächste Morgen beginnt für uns relativ ausgeschlafen gegen 8 Uhr. Der erste Blick aus dem Fenster zeigt, dass es noch fast wolkenlos ist. Die aufgehende Sonne lässt den Himmel in einem Farbverlauf von orange bis hellblau erstrahlen. Nur wenige weiße Wolkenbänder ziehen über den Himmel. Vom Küchenfenster aus haben wir durch den kleinen Garten einen direkten Blick auf das Meer und die Halbinsel Kintyre im Dunst am Horizont. Von dort sind wir gestern mit der Fähre gekommen, allerdings 30 Kilometer weiter nördlich.

Morgendlicher Blick aus dem Küchenfenster

Scottish Breakfast

Heute steht schon um 10:30 Uhr eine Besichtigung bei Ardbeg an. Und zu einer Führung in einer Whiskydestillerie sollte man nicht mit nüchternem Magen gehen. Der Whisky möchte ja auch gut aufgenommen verarbeitet werden.

Deshalb sind Daniel, Ronald und Thorben schon fleißig in der Küche. Es wird Kaffee gekocht, Toast getoastet, Bacon, Rührei, Tomaten und Black Pudding werden angebraten, der Tisch wird gedeckt. Es gibt heute aber kein Full Scottish Breakfast. Es ist eine leicht reduzierte Version. Haggis gibt es erst morgen. Und die Würstchen haben wir uns gespart. Die schmecken hier so eh mehlig…

Trotzdem macht es uns satt genug, dass wir gestärkt um 10 Uhr aufbrechen können. Glücklicherweise sind es von unserer Ferienwohnung nur knapp eineinhalb Kilometer bis zu Ardbeg. So können wir das Auto stehen lassen und es muss niemand nach der Besichtigung noch fahren.

Auf zu Ardbeg

Fußweg neben Straße
Fußweg und Straße nach Ardbeg

Hochmotiviert gehen wir los. Direkt nach unserer Ferienwohnung beginnt auch noch ein neu gebauter Fuß- und Fahrradweg. Frisch geteert und zur Fahrbahn hin sogar mit einer Trockensteinmauer getrennt.

Sonst sind Fußwege auf den schmalen schottischen Straßen eher die Ausnahme und man muss auf der Straße gehen. Erst recht hier auf Islay. Unbehelligt vom Verkehr, wobei heute morgen noch überhaupt nichts los ist, können wir gehen und den Blick schweifen lassen.

Kurz nachdem wir losgegangen sind bekomme ich Schweißausbrüche. Nicht weil das Gehen so anstrengend ist, sondern weil ich die Buchungsbestätigung für die Besichtigung nicht finden kann!

Da inzwischen sehr viele Destillerien empfehlen, oder zumindest anbieten, Eintrittskarten online zu reservieren, haben wir das natürlich auch gemacht. Nichts ist frustrierender, als hochmotiviert irgendwo hinzufahren und dann vor verschlossener oder ausgebuchter Tür zu stehen. Das habe ich auch schon mehrfach erlebet. Ich habe also lieber alles vorher gebucht und bezahlt.

Aber ich kann jetzt weder die Bestätigungsmail, noch ein PDF, noch etwas im Wallet auf dem iPhone finden. „Scheiße!“ denke ich mir. Anscheinend habe ich es versuselt. Aber vielleicht haben wir ja trotzdem Glück und es sind noch Plätze frei. Ich schalte also zwei Gänge hoch und fange an mit Schnellgehen. Den anderen sage ich erstmal nichts von meinem inneren Drama.

Ardbeg
Ardbeg

Um 10:20 Uhr treffen wir auf dem Hof der Ardbeg Brennerei ein. Schnell gehe ich in den Shop und spreche mit der jungen Frau hinter dem Tresen. Sie braucht keine Buchungsnummer oder ähnliches, sondern fragt einmal kurz nach meinem Namen und der Anzahl der Personen und lächelt: Buchung ist da, alles in Ordnung.

Und noch besser: Heute morgen sind wir nur vier Personen, dass heißt wir haben eine private Führung für uns! Mega!

Eintrittskarte zu Ardbeg
Eintrittskarte zu Ardbeg

Mit den (sehr schicken!) Eintrittskarten gehe ich zurück zu den anderen auf den Hof und beichte mein Beinahe-Versagen als Reiseleiter. Meine Mitreisenden sind aber sehr nachsichtig mit mir und freuen sich umso mehr über die private Führung.

Nachdem wir also etwas auf dem Hof umhergeschlendert sind und kurz in den Möbeln aus alten Fässern gesessen haben, gehen wir wieder in den Shop und melden uns zur Führung.

Hof von Ardbeg mit Foodtruck
Hof von Ardbeg mit Foodtruck

Führung und Verkostung

Uns begrüßt eine junge Dame. Sie gibt jedem als erstes ein kleines Whiskyglas in die Hand, welches wir auch behalten können, und schenkt erstmal einen großzügigen Schluck (siehe Bild) vom Ardbeg 10 ein. Dann prostet sie uns zu und weist auf einen Stoffbeutel hin den sie dabei hat. Darin sind noch weitere Flaschen. Wir könnten jederzeit Bescheid sagen wenn wir mehr wollten. Ein Traum! 😃

Die Führung an sich ist im Grunde nichts besonderes: Sie folgt den einzelnen Produktionsschritten vom Mälzen und Räuchern der Gerstenkörner, über das Mahlen, Maischen und die Gärung bis zur Destillation. Besonders ist diesmal nur, dass wir uns in aller Ruhe umsehen und Fotos machen können ohne dass eine Gruppe von 20 Personen auch schauen und fotografieren will.

Später gibt es auch noch einen doppelten Ardbeg Uigeadail ins Glas.

Spirit Safe
Spirit Safe
Ardbeg Pier
Ein letzter Schluck auf der Pier

Auf der alten Pier bekommen wir noch einen großen Schluck vom Ardbeg Corrywreckan eingeschenkt und unsere Führerin verabschiedet sich. Wir bedanken uns vielmals und sind alle mehr als beschwipst. Sie hat es wirklich sehr gut mit uns gemeint. Ob das wohl bei jeder Führung so ist? 😅

Jetzt stehen wir also auf der alten Pier von Ardbeg, schauen auf das Meer, die Sonne scheint uns immer noch ins Gesicht, eine leichte Brise umweht uns. Der Moment ist einfach perfekt.

Nach so viel Schnaps und Eindrücken brauchen wir erstmal einen kleinen Snack. Zum Glück hat in zwischen der Foodtruck auf dem Hof geöffnet und wir kaufen da erstmal etwas zu trinken und zu Essen. Ich hole mir eine Portion herzhaftes Mac & Cheese und ein Cider. Das macht erstmal satt!

Nachdem wir wieder an der Ferienwohnung sind möchten die anderen noch zu Lagavulin in den Shop gehen und sich etwas umschauen. Mir fallen aber die Augen zu und ich verabschiede mich kurz auf die Couch für ein kurzes Mittagsschläfchen.

Nach einer halben Stunde sammeln die Jungs mich wieder ein. Auf nach Dunyvaig Castle!

Dunyvaig Castle

Blick auf Dunyvaig Castle
Blick auf Dunyvaig Castle von der Mitte der Straße

Der Weg nach Dunyvaig Castle ist nicht weit. Kurz hinter unserem Ferienhaus in Richtung Ardbeg biegt eine Straße nach rechts ab und führt noch an einigen einzelnen Häusern vorbei. Dann führt ein schmaler Pfad weiter über Wiesen.

Bucht von Lagavulin mit der Brennerei und der Ferienwohnung
Bucht von Lagavulin mit der Brennerei und der Ferienwohnung (rechts)

Die ältesten Teile von Dunyvaig Castle stammen aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert. Schon damals wurde von hier aus das Herrschaftsgebiet der regierenden Clans kontrolliert und wahrscheinlich auch Handel getrieben.

Auch die „Lords of the Isles„, ein Herrscherclan, der in seiner Blütezeit die Äußeren Hebriden, Islay, Kintyre und Mull sowie Teile der Highlands beherrschte, waren hier lange Zeit Hausherren.

Die Herrscher wechselten im Laufe der Jahrhunderte, aber der Ort blieb immer wichtig für den Machterhalt. Erst 1677 hatte Hugh Campbell keine Verwendung mehr für Dunyvaig Castle und ließ die Mauern einreißen. Seitdem ist die Ruine der Witterung ausgesetzt und verfällt.

Auf dem Weg zu Dunyvaig Castle
Auf dem Weg zu Dunyvaig Castle

Die Burg ist inzwischen sehr zerfallen und in keinem guten Zustand mehr. Und der Aufstieg ist an einer Stelle etwas knifflig (bis gefährlich). Man muss schon trittfest sein und darf keine Höhenangst haben. Es fehlt nämlich an einer Stelle etwas vom Weg und man muss sich am Fels zur Linken festhalten.

Aufstieg zur Ruine
Aufstieg zur Ruine

Wir kommen aber gut hinauf, schauen uns oben um und merken schnell warum man gerade an dieser Stelle eine Burg gebaut hat. Die Aussicht ist einfach sehr sehr gut!

Rechts von uns liegt die Bucht von Lagavulin mit der Brennerei, einem kleinen Hafen und dem Haus unserer Ferienwohnung. Im Süden kann man am Horizont schon die Umrisse von Irland sehen, im Westen die Halbinsel Kintyre. Die Lords of the Isles konnten damals also das gesamte Meer im Sichtbereich kontrollieren.

Lagavulin Distillery
Blick nach Süden Richtung Irland
Blick auf die Bucht

Der Wind weht heute ziemlich stark. Die See ist ziemlich aufgewühlt und am Himmel ziehen dramatische Wolken vorüber. Durch die alten Fensteröffnungen bläst es uns heftig entgegen. Doch hinter den Resten der dicken Mauern sind wir im Windschatten. Hier kann man es aushalten.

In der Burg
Im Windschatten

Erstmal gibt es es ein Bier aus der Dose. Danach gibt es ein Souvenir von Ardbeg: Mit Geld aus unserer Clubkasse haben wir im Shop eine Flasche Ardbeg 8 Jahre For Discussion Committee Release gekauft. Wir schenken großzügig aus und genießen einfach den Ort und seine Atmosphäre.

Auf der Suche nach Essen

Zurück in der Unterkunft ist es schon fast 17 Uhr. Und so langsam merken wir, dass das Frühstück und die Kleinigkeit bei Ardbeg nun nicht wirklich ausreichenden waren. Uns allen knurrt der Magen. Ein deftiges Abendbrot wäre nach dem ganzen Bier und Schnaps mehr als angemessen!

Wir fahren nach Port Ellen um dort etwas zu essen zu finden und ein paar Dinge einzukaufen. Das mit dem Essen gehen gestaltet sich, wie auf meiner Reise 2017 schon, schwierig. Erstens ist es außerhalb der Saison = weniger Touristen = weniger Öffnungszeiten. Zweitens gibt es gerade auf den schottischen Inseln „Housing Crisis“ (Wohnraummangel) und deshalb an diversen Stellen „Shortness of Staff“ (Personalmangel).

Das Restaurant Seasalt ist ausgebucht, der Asiate bietet nur zum Mitnehmen an und The Islay Hotel wird gerade renoviert. Im SPAR um die Ecke gucken wir nach Brennholz, dort gibt es aber nur Torf im Sack. Da wir nicht wissen wie sich Torf im Ofen verhält wagen wir das lieber nicht. Torf soll sehr heiß verbrennen. Wir bekommen aber den Tipp, dass es in Bowmore bei der Tankstelle Brennholz geben soll.

Bevor wir nach Bowmore fahren kaufen wir aber noch ein paar Dinge im Coop ein: Wasser, Chips, Bier und Baked Beans. Die fehlten uns heute morgen beim Frühstück.

Die Fahrt nach Bowmore dauert nur 15 Minuten und ist besonders: Kurz nachdem man aus dem Ort rausfährt, biegt die Straße A 846 einmal scharf links und rechts ab und führt dann 11 km schnurgeradeaus bis fast nach Bowmore. Die A 846 ist der zweispurige Ersatz für die, fast parallel laufende, B8016, die alte Single Track Road. Die neue Straße ist zweispurig, dafür eiert sie auf dem torfigen Untergrund hoch und runter wie eine Achterbahn.

In Bowmore geht die Suche nach etwas Essbarem weiter. Es gibt ein Restaurant im Hotel The Harbour Inn aber das ist geschlossen weil das Hotel gerade „geschlossene Gesellschaft“ hat und keinen Restaurantbetrieb für externe Gäste.

Beim Cottage Restaurant und Imbiss bleiben wir kurz stehen. Uns wird aber von vorbeikommenden Einheimischen vom Besuch abgeraten. Immerhin finden wir bei dem örtlichen Coop einen Sack Feuerholz und kaufen gleich einen.

Schließlich finden wir die Peatzeria (Gutes Wortspiel aus Peat und Pizzeria). Dort bekommen wir einen Tisch unter der Bedingung, dass wir in einer Stunde fertig sind. Bei Pizza sollte das machbar sein. Die Peatzeria ist übrigens eine ehemalige und umgebaute Kirche.

Wir nehmen in der ersten Etage Platz und bestellen schnell Getränke und unsere Pizza. Torben nimmt eine mit Salami und ich eine klassische Hawai. Daniel ist schon etwas spezieller unterwegs und nimmt Pulled Pork mit Barbecuesauce. Ronald nimmt etwas sehr experimentelles: Pizza mit Hühnchen, Haggis, Black Pudding und gebratenen roten Zwiebeln. Guten Appetit!

Es schmeckt allen Beteiligten aber gut. Preislich ist das Essen kein Schnäppchen: Für vier Pizzen und vier Getränke zahlen wir mit Trinkgeld 100 Pfund. Das sind 120 €! Aber es ist ja Urlaub.

Bowmore
Bowmore

Schließlich schlendern wir noch ein wenig durch den Ort und schauen vom Hafen auf die Bowmore Distillery im Abendrot bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Bowmore im Abendrot
Bowmore im Abendrot

Ausklang mit Bier und Ofen

Den Abend lassen wir dann in der Ferienwohnung ganz gemütlich vor dem brennenden Ofen und mit einigen Bieren, die wir uns teilen, bei einer kleinen Bierprobe ausklingen. Für die nächsten Tage haben wir aber noch einige Bier im Kühlschrank. 😎

Ofen
Ofen

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