Inhaltsverzeichnis
- Schottisches Frühstück
- Scottish Whisky Experience
- Greyfriars Kirkyard
- Scottish National Museum
- Walter of Leith Walkway
- Innis & Gunn
- The Mousetrap
Schottisches Frühstück
Dieser Bericht handelt von Donnerstag dem 27. April 2023
Wie startet man einen Tag in Schottland, nachdem man am Vortag knapp 20 km zu Fuß gelaufen ist? Richtig – Mit einem Full Scottish Breakfast bei Lauras Kitchen. Rührei, Toast, Würstchen, Haggis, Black Pudding, Speck, Bohnen, gegrillte Tomate und sogar eine Röstiecke! Das hält für den halben Tag locker vor!
Satt und gestärkt schlendern wir anschließend durch die Princess Street Gardens in Richtung Edinburgh Castle. Die Burg selbst ist leider bereits auf Tage (oder Wochen?) ausgebucht. So fällt ein Besuch für uns leider aus.

Scottish Whisky Experience
Auch die Scottish Whisky Experience ist online ausgebucht. Wir stehen jetzt trotzdem davor und ich gehe einfach mal rein, um dumm zu fragen, ob nicht vielleicht doch jemand abgesagt hätte. Es stellt sich heraus: Es sind auch so noch genug Plätze frei! So können wir in einer halben Stunde ein bisschen die Welt des Whiskys eintauchen.
Für uns ist der Prozess an sich ja nichts Neues, wir haben schon 5 Distillerien zusammen besucht, aber das Spannende an der Veranstaltung ist die größte Whiskysammlung der Welt.
Der Brasilianer Claive Vidiz hat über 35 Jahre Whiskys gesammelt. Neue, mittelalte, uralte, teure und sehr teure! Die älteste Flasche ist ein Bunnahabhain von 1897!


Die Führung beginnt vor einer großen 120° Leinwand und unser Führer gibt erstmal eine kleine Einführung. Dann läuft ein bildgewaltiger Film ab, der die Entstehung von Whisky zeigt.
Im nächsten Raum ist in der Mitte ein großer Tresen, in dem unten vor uns jeweils Fächer sind. Dort werden Hologramme eingeblendet, die den weiteren Vortrag ergänzen. Ein echt pfiffiges Extra! Wir bekommen ein Glas und können uns dann 3 Whiskys aus einer angebotenen Auswahl aussuchen.
Nach dem Probieren kommt dann die erwartete Whisky-Sammlung. Es sind drei Räume, komplett in Schwarz gehalten, die an allen Seiten Vitrinen mit Whiskys haben. Es sind bekannte und unbekannte Marken dabei. Unfassbar viele Flaschen, denen man schon aufgrund des Alters einen unfassbar hohen Preis ansehen kann.
Viele die nie getrunken werden und einige, bei denen schon schon etwas getrunken wurde oder die man nicht trinken will, weil sie doch etwas komisch aussehen. Bei 100 Jahren und einem alten Korken ist das Destillat sicher nicht besser geworden..
Am Ende kommen wir in eine Bar, wo wir aber nichts trinken, sondern wieder zum Ausgang gehen. Natürlich endet der Weg im Shop, den wir aber nur einmal inspizieren und mit leeren Taschen wieder gehen.
Wir gehen aus der Whisky Experience rechts herum die Royal Mile entlang und biegen gleich wieder rechts in die Victoria Street ab. Dort bummeln wir an den Geschäften vorbei, Ronald und Henrik essen ein schön fettiges Brötchen mit Spanferkel (passenderweise heißt der Laden einfach „OINK“).
Greyfriars Kirkyard
Am Ende der Victoria Street (und der Verlängerung, die eigentlich West Bow heißt, was aber die jeder unterschlägt) ist der Grassmarket. Dort orientieren wir uns leicht links und gehen auf einen Friedhof. Es ist der Greyfriars Kirkyard.
Wie jeder alte Friedhof in Schottland versprüht er einen morbiden aber erhabenen Charme. Die großen und aufwändigen Grabsteine zeugen vom einstigen Reichtum der dort Begrabenen.
Auf diesem Friedhof ist relativ viel los. Etliche größere Gruppen tummeln sich hier. Und das hat einen bestimmten Grund:
Es gibt hier Grabsteine, die weltweit bekannte Namen enthalten. Thomas Riddell, Elizabeth Moodie und William McGonagall. Alle drei Namen inspirierten die Autorin J. K. Rowling zu den Namen von Figuren aus ihrer Bücherreihe Harry Potter: (Thomas) Tom Riddell, Alastor Moodie und Professorin Minerva McGonagall. Harry Potter ist seit den Büchern und den Filmen ein Teil von Edinburgh. Und sehr viele Touristen kommen, um die Drehorte und Inspirationen zu sehen.
Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Tor der alten Stadtmauer von Edinburgh. Und durch eine schmucke Eisentür kann man auf das Gelände der George Heriot’s School schauen, die mit ihren Türmchen und den Schüler:innen in Schuluniform schon sehr nach Harry Potter aussieht. Die Privatschule bietet eine Grund- und weiterführende Schule. Für die erste Klasse der Grundschule werden übrigens 10.962 £ (12.900 €) pro Jahr an Schulgebühren fällig. Ohne Klassenfahrten oder Schulessen..

Ebenfalls auf dem Friedhof befinden sich einige ungewöhnliche Gräber. Sie sind oft mit Mauern umgeben und teilweise oben mit Gittern versehen. Sieht erstmal sehr merkwürdig aus.
Aber wenn man den Hintergrund kennt, dann ist es ganz logisch: Anfang des 19. Jahrhunderts trieben Leichenräuber in Edinburgh ihr Unwesen. Man benötigte Leichen für anatomische Studien. Und dafür gab es Geld. Das verhinderte aber das Auffahren in den Himmel und so musste man die Verstorbenen schützen. Mit Wachen auf dem Friedhof und mit Gittern und Toren um die Gräber.

Scottish National Museum
Direkt gegenüber des Eingangs zum Friedhof liegt das National Museum of Scotland. Wir wissen nicht was uns erwartet. Es soll sich aber lohnen und es ist, wie alle öffentlichen Museen in Schottland, kostenlos.
Schon die Eingangshalle ist irgendwie besonders. Und die erste große Halle ist auch beeindruckend groß, hell und lang.
Das Museum bietet für alle Interessen und Altersstufen etwas:
- Schottische Geschichte von der Urzeit bis heute
- Wissenschaft und Technologie, Raumfahrt, Flugzeuge usw.
- Natur, Tiere
- Kunst, Design und Mode
Oben in der zweiten Halle wird man fast erschlagen von Eindrücken: Es schweben Tiere, von Vögeln bis zum Elefanten, im gesamten Raum. Vom Boden bis zur Decke! Und neben normalen Schautafeln gibt es auch interaktive Exponate. Man könnte sicher einen ganzen Tag nur in der einen Halle verbringen.
Nachdem wir voll mit Museumseindrücken sind, wollen wir im hauseigenen Café etwas trinken und essen. Leider sind alle Tische belegt. Auf dem Dach soll es aber noch eine Dachterrasse mit guter Aussicht über die Stadt geben – Kleiner Geheimtipp!
Die Aussicht ist so gut wie versprochen.
Water of Leith Walkway
Nachdem wir aus dem Museum raus sind, gehen wir nach Süden zur Straße South Bridge. Bei Black Medicine Coffee Co trinken zur Stärkung einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen. Wir sind etwas planlos und wissen nicht so richtig, was wir als nächstes machen sollen. Irgendwie schlage ich dann vor, dass wir doch ein bisschen am Leith gehen könnten, in den Ortsteil Leith. Dort wandelt sich das alte Hafenviertel gerade um zu einem hippen Wohnstadtteil.

Um nicht den gesamten Weg gehen zu müssen, fahren wir mit dem Bus bis zur Haltestelle Mill Lane und gehen nur das letzte Fünftel. Der Leith endet im Hafenviertel. Leith macht heute einen ruhigen, fast verschlafenen Eindruck. Viel ist hier nicht los. Einige Restaurants befinden sich in Wassernähe.


Am Ende des Weges gehen wir an der alten Drehbrücke links in Richtung Ocean Terminal. Das ist einfach ein großes Einkaufszentrum. Allerdings ohne völligen Charme, meiner Meinung nach.
Im Hafen liegen ein großes, britisches Kriegsschiff und ein großer Kabelleger. Beides beeindruckende Seefahrzeuge!
Am Ende vom Ocean-Terminal ist gerade die Port of Leith Distillery im Bau. Leider hat der moderne Bau in einem schlanken Turm aus Stahl und Glas noch nicht geöffnet. Wir bummeln etwas durch das Ocean Terminal. Es ist nichts los. Viele Geschäfte stehen leer. Und das war auch schon bei meinem ersten Besuch 2015 so. Kann man sich also sparen. Außer man möchte die Royal Yacht Britannia, den ehemaligen schwimmenden Dienstsitz der Queen besichtigen. Das lohnt sich auf jeden Fall!
Da der Tag schon fortgeschritten ist, wird es Zeit nach etwas für das Abendbrot zu suchen. Da ich weiß, dass es am alten Hafen einige Restaurants sind, gehen wir dort hin. Gerade sind die Gäste einer Kreuzfahrt dabei in ihre kleinen Börteboote zu steigen und zurück zum Kreuzfahrtschiff zu fahren, welches im Firth of Forth vor Anker liegt. Viele sind mit E-Bikes unterwegs. Einigen steht der Stress im Gesicht, denn sie scheinen spät dran zu sein.
Wir beobachten das Spektakel eine Weile, machen Fotos vom Hafen und vom Leuchtturm und entscheiden uns schließlich im Restaurant Loch Fyne (leider inzwischen geschlossen) essen zu gehen. Dort bestellen wir ein lokales Bier: Innis & Gunn. Wir probieren die Sorte Lager und es entpuppt sich als ein sehr leckeres Bier!
Innis & Gunn
Nach dem Essen sind wir erst kurz davor den Bus zu nehmen und direkt wieder in Richtung Princess Street zu fahren. Aber meine beiden Mitreisenden wollen noch ein Bier trinken. Meine Füße tun weh und ich bin schon recht erschöpft aber ich beuge mich der Mehrheit und gehe mit. Wie sich später herausstellt war es eine gute Entscheidung!
Wir sind ja auf dem Hinweg in Leith an einer Kneipe vorbeigekommen, deren Bier wir doch gerade probiert haben. D gehen wir jetzt wieder hin.
Wie wir recherchieren können, ist Innis & Gunn eine lokale Brauerei aus Edinburgh. An der Tafel sind etliche Sorten angeschlagen. Besonders leuchtende Augen bekommen wir, als wir sehen, dass es ein Bier aus einem Laphroaig Fass gibt!!!
Natürlich bestellen wir das und noch einige andere Sorten. Wir probieren uns munter durch die Bierkarte.

Und ich muss immer noch sagen: Das Laphroaig-Bier ist einfach der Hammer!
Es ist von der Art wie ein Schwarzbier, aber mit einer deutlichen Rauchnote. Aber keinesfalls penetrant, man riecht und schmeckt es aber deutlich. Und es ist auch nicht ein Schwarzbier von der Sorte „Es schmeckt so dicht und intensiv wie in Schwarzbrot“. Es schmeckt einfach leicht, würzig und rauchig. Toll!
Auch die anderen Biere schmecken durchweg gut. Das Bier aus dem Rumfass ist aber nicht so meins. Interessant sind auch die unten abgebildeten Chips mit Wurstgeschmackaroma.
Durch die intensive Nutzung meines Handys über den ganzen Tag hat sich der Akku rasant geleert, meine Powerbank ist leer und mein Ladegerät habe ich im Hotel gelassen. Es kommt also Ladepanik auf. Irgendwann gucke ich mich schon um, ob es vielleicht irgendwo ein Ladegerät gibt oder einer mir eines leihen kann.
Dann die Entdeckung: Unter dem Tisch unter der Sitzbank gibt es Steckdosen UND direkt USB-Anschlüsse! Hallelujah! Was für eine tolle Kneipe. Es ist an alles gedacht.

Gegen 23 Uhr (glaube ich), schließt die Kneipe und wir machen uns, in guter Stimmung, zu Fuß auf den Weg. Grob in Richtung Innenstadt, aber erstmal so ohne Ziel. Ich glaube es fährt kein Bus mehr oder der ist gerade weg oder oder oder.
The Mousetrap
Wir kommen in der Straße Leith Walk an einer bunten und vollen Kneipe vorbei. The Mousetrap. Da wir ja im Urlaub sind und immer noch in Trinklaune, treten wir ein.
Die Bar ist bunt. Sehr bunt und chaotisch. Und sie hat auch etwas sehr anarchisches. Es gefällt uns sehr. Wir waren lange nicht mehr in einer Kneipe. In Flensburg gab es früher auch so eine Kneipe, sie hieß „Cult“. Nicht ganz so bunt, aber auch mit lauter, alternativer Musik. Ähnlich ist hier die sehr bunte Toilette. Im Cult waren es Comics an allen Wänden. Hier wurde alles mit Graffiti verschönert.
Wir lernen einige Leute kennen bis sich irgendwann ein ein mittelalter Mann in einem schwarzen Ledermantel, mit schwarz lackierten Fingernägeln, schwarz geschminkten Augen und schwarzen Haaren an den Tisch. Er sieht ein bisschen nach Gothic aus.
Im Gespräch stellt sich das auch als zutreffend heraus. Er war auch schonmal in Leipzig auf dem Wave-Gothic-Treffen. Beruflich ist er ungewöhnlich unterwegs: Er ist ein männlicher Prostituierter. Von uns will er aber nichts berufliches. Aber er mag uns anscheinend, denn er möchte mit uns einen trinken. Als erstes möchte er uns aber einen ausgeben und bestellt am Tresen den billigsten Schnaps, den die Bar auf Vorrat hat. Er schmeckt wie zu erwarten: Scheußlich und brennt einfach nur. 🥴
Dann macht der Fremde ein paar verschwörerische Gesten und greift innen in seinen Mantel hinein. Wir sollen ihm unsere Gläser reichen. Aber unbeobachtet! Mir ist das Ganze nicht geheuer, wer weiß was der uns für ein selbstgebrautes oder selbstgebranntes Zeug einflößen will…
Zum Glück entpuppt sich die Flasche in der Manteltasche als eine ungeöffnete Johnny Walker Flasche. Puh! Glück gehabt. Wir können also ohne Bedenken davon trinken. Slainté!




Der Abend wird lang. Sehr lang. Und sehr feucht. Dementsprechend pelzig sind unsere Zungen am nächsten Morgen. Mir geht es am nächsten Tag bis zum späten Nachmittag nicht so besonders..
Quellen und Links
In der Reihenfolge der Erwähnung
Schottisches Frühstück
Scottish Whisky Experience
- https://www.scotchwhiskyexperience.co.uk
- Die Diageo Claive Vidiz Sammlung bleibt weiterhin in Edinburgh – WhiskyExperts
- https://www.oinkhogroast.co.uk
Greyfriars Kirkyard
- Home – George Heriot’s School (george-heriots.com)
- https://www.allaboutedinburgh.co.uk/edinburgh-city-wall?lang=de
- https://de.wikipedia.org/wiki/Greyfriars_Kirkyard
- Fees and other expenses – George Heriot’s School – Distribute Chearfullie (george-heriots.com)
National Museum of Scotland
- https://www.nms.ac.uk/national-museum-of-scotland/things-to-see-and-do/
- https://www.blackmedicine.co.uk
Water of Leith Walkway
- Haltestelle Mill Lane https://maps.app.goo.gl/HEREhLaiC3mit9V8A
- https://www.oceanterminal.com
- https://www.royalyachtbritannia.co.uk/de/besuch/
- https://www.leithdistillery.com/
- Restaurant Loch Fyne (inzwischen leider geschlossen) – https://maps.app.goo.gl/Awwjp5U5o8UKsY8L8
Innis & Gunn
- Der Tap-Room ist inzwischen leider geschlossen – Online Scottish Beer Shop, Taproom & Brewery | Innis & Gunn (innisandgunn.com)
Eine Antwort zu “Schottland 2023 – Tag 2”
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